Gastvortrag: Prof. Esperanza Macarena Pradas Macías

10.10.2023

"Das Gender und dessen Auswirkungen auf die Sprache und die Wahrnehmung der Kommunikation":

Univ.-Prof. Mag. Dr. Cornelia Zwischenberger und Transcult.com laden ein Gastvortrag von Prof. Esperanza Macarena Pradas Macías ein

Wir möchten Sie herzlich zum Gastvortrag von Dr. Esperanza Macarena Pradas Macías, Profesora Titular de la Universidad de Granada, Departamento de Traducción e Interpretación, einladen. 

Titel: Das Gender und dessen Auswirkungen auf die Sprache und die Wahrnehmung der Kommunikation

Datum: 10.10.2023 17:00 Uhr

Ort: Zentrum für Translationswissenschaft, Hörsaal 2, Gymnasiumstraße 50, 1190 Wien 

Wir freuen uns auf Ihr zahlreiches Erscheinen!

Bionote Dr. Esperanza Macarena Pradas Macías


Abstract zum Vortrag

 

Das Gender und dessen Auswirkungen auf die Sprache und die Wahrnehmung der Kommunikation

 

Ausgangspunkt unserer Forschung ist die Definition des Begriffes der Qualität (Pradas Macías & Zwischenberger 2021), welche aus unterschiedlichen Blickwinkeln erforscht wurde und wird (e.g. Marrone 1993; Zwischenberger & Behr 2015). Dass der Begriff Qualität schwer zu beschreiben ist (Shlesinger et al. 1997), hängt auch damit zusammen, dass häufig nach einer Allgemeinbeschreibung und auch Definition gesucht wird (Pradas Macías 2004). Qualitätserfassung hängt allerdings direkt mit der menschlichen Wahrnehmung zusammen (e.g. Pöchhacker 1994; Reithofer 2013; Rennert 2010) und als Menschen denken und reagieren wir sehr unterschiedlich. Diese Differenzierung ist zum Teil auf den unumgänglichen Sozialisierungsprozess zurückzuführen, aber möglicherweise auch auf die Selbstwahrnehmung, die jeder/jede von sich selber hat. Beides beeinflusst das Verhalten und die Handlungsweise des Individuums. In diesem Sinne scheint das Gender ein wichtiger Teil dieser Selbstwahrnehmung zu sein, und dieses wiederum ist stark mit dem Sozialisierungsprozess verbunden. Im Einklang mit diesem Ansatz konzentriert sich unsere Forschung auf zwei analytische Ansätze.

Zum einen untersuchen wir, ob es genderspezifische Unterschiede in der Sprechweise gibt und, ob diese ggf. auch im Prozess der Translation erhalten bleiben. Die Ergebnisse der bisher durchgeführten Studien haben beides bestätigt (Cámara Aguilera & Pradas Macías 2019, 2021). Reden bedeutet stets Kommunikation, daher erforschen wir zurzeit in welcher Weise die Sprechweise die Kommunikation bedingt. Kommunizieren bedeutet eine bestimmte Nachricht von sich zu geben, also WAS wir mitteilen. Sowohl die bewusste wie die unbewusste Kommunikation beinhaltet auch das Vorhaben diese in einer bestimmten Weise (mit eigenem Ausdruck) auszudrücken, also WIE wir etwas mitteilen (Pradas Macías & Cámara Aguilera, 2023).

Der zweite analytische Ansatz erforscht, wie die theoretische und apriorische Vorstellung des Individuums davon, wie die Kommunikation einer bestimmten Person je nach Gender, Beruf, Status, usw. sein sollte, dessen Bewertung der Leistung (in diesem Fall des Produkts) und das Ausgedrückte beeinflusst. Auch hier haben erste Untersuchungen gezeigt (Sánchez Santa-Bárbara & Pradas Macías 2019), dass unsere aprioristischen Vorstellungen, in der Soziologie Implizite Theorien (Dweck 1996; Dweck et al. 1995; Dweck, Hong y Chiu 1993), zu unterschiedlicher Beurteilung eines bis auf die weibliche oder männliche Stimme identischen sprachlichen Produkts führt. Die unterschiedliche Beurteilung scheint auch mit der Genderselbstwahrnehmung der beurteilenden Person zusammenzuhängen.

In meinem Vortrag werde ich die zu beiden analytischen Ansätzen bis jetzt durchgeführten Studien ausführlich beschreiben und kurz- und mittelfristige neue Herangehensweisen präsentieren.

 

Bibliographie

Cámara Aguilera, E. & Pradas Macías, E. M. (2019). Implicaciones del género en el discurso interpretado, Entreculturas 10, 301-320.

Cámara Aguilera, E. & Pradas Macías, E. M. (2021). The imprint of the genre on the quality of the translation: impact on the translation into Spanish of the classic German tale rumpelstilzchen (the miller's daughter), Signo, 46, 175-185.

Dweck, Carol S. (1996). Implicit theories as organizers of goals and behavior. In P.M.  Gollwitzer & J. A. Bargh (eds.), The psychology of action: Linking cognition and motivation to behavior, New York, Guilford Press, 69-90.

Dweck, C. S. et al. (1993). Implicit theories individual differences in the likelihood and meaning of dispositional inference. Personality and Social Psychology Bulletin, 19 (5), 644-656.

Dweck, C. S. et al. (1995): Implicit theories: Elaboration and extension of the model, Psychological Inquiry, 6, 322-333.

Marrone, S. (1993). Quality: A shared objective, The Interpreters’ Newsletter 5, 35-41.

Pöchhacker, F. (1994). Simultandolmetschen als komplexes Handeln, Tübingen, Narr.

Pradas Macías, E. M. La fluidez y sus pausas. Enfoque desde la interpretación de Conferencias, Granada, Comares.

Pradas Macías, E. M. & Zwischenberger, C. (2021). Quality and norms in conference interpreting. In M. Abl-Mikasa & E. Tiselius (eds.), The Routledge Handbook of Conference Interpreting, London/New York, Routledge, 243-257.

Sánchez Santa-Bárbara, E. & Pradas Macías, E. M. (2019). Las teorías implícitas en la evaluación de una interpretación simultánea: El sexo del intérprete como factor predictivo, Entreculturas 10, 341-351.

Shlesinger, M. (1997). Quality in simultaneous interpreting. In Y. Gambier, D. Gile & C. Taylor (eds.), Conference Interpreting: Current Trends in Research, Amsterdam, John Benjamins, 123-130.

Zwischenberger, C. & Behr, M.  (eds.) (2015). Interpreting Quality: A Look Around and Ahead, Berlin, Frank & Timme.